3sat bleibt!
05.10.2024
Filmkultur muss finanziert und unterstützt werden, nicht gekürzt und marginalisiert – auch und gerade im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Sie benötigt Ressourcen und Öffentlichkeit, um überhaupt fortbestehen zu können, und um sich gegen ihre Feinde wehren zu können, die sie immer offener attackieren.
Die Pläne zum Aus von 3sat nimmt die Duisburger Filmwoche als auftragsvergessene Sparmaßnahme im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wahr. Im Rahmen von vermeintlichen Rationalisierungen ausgerechnet bei internationalen Kultursendern zu kürzen, ist nicht nachvollziehbar.
Seit 1994 ist ARTE, seit 1996 3sat Medienpartner des Festivals. Die mögliche Verschmelzung der beiden Sender stellt die Zukunft des Dokumentarfilms im Fernsehen infrage.
3sat ist ein langjähriger Kooperations- und Gesprächspartner der Duisburger Filmwoche, gestaltet das Rahmenprogramm des Festivals aktiv mit und ermöglicht die Produktion und Ausstrahlung von Dokumentarfilmen. Gemeinsam setzen wir uns für die Wahrung von Filmkultur und ästhetischen Standards ein, die in Zeiten der zunehmenden Verengung von Diskursen immer wichtiger werden. Die aktuell kolportierten Pläne beträfen das Festival direkt.
3sat ist einer der wenigen Sender, der noch über eine eigenständige Dokumentarfilmredaktion verfügt, die Nachwuchsarbeit fördert, Kinofilme ermöglicht, mit diversen Festivals Austausch pflegt. 3sat räumt dem Dokumentarfilm einen festen Platz im Programm ein, ermöglicht ihn in Koproduktionen und berichtet über ihn. Sollte 3sat wegfallen oder mit ARTE verschmelzen, würde ein großer Teil des Resonanzraums für den Dokumentarfilm verloren gehen – in Produktion und Rezeption. Der Rückzug des Dokumentarfilms aus dem Fernsehen, den wir bereits seit Jahren mit Sorge beobachten, würde sich dadurch stark beschleunigen.
Die aktuellen Pläne bedeuten, eine Bastion öffentlich-rechtlicher Kulturförderung abzuwickeln. Der Dokumentarfilm bewegt sich zwischen ästhetischer und instrumenteller Bildung, und bildet einen Kernbestand des öffentlich-rechtlichen Auftrags. Als solcher hat er eine lange und vielseitige Geschichte, die unser Festival insbesondere gemeinsam mit 3sat geschrieben hat. Die Abwicklung dieses Zentrums öffentlich-rechtlicher Kompetenz wäre nicht nur ein Eingeständnis der Auftragsvergessenheit und der Kommerzialisierung, sondern hätte wiederum unabsehbare Folgen für Produzent:innen, Verleiher:innen, Filmemacher:innen und die gesamte Filmkultur. Für uns als Festival, das den Dokumentarfilm ebenso feiert wie die Offenheit des Diskurses, wäre das ein schwerer Schlag. Die Öffentlichkeit des Dokumentarischen steht auf dem Spiel!
Deswegen fordern wir den Erhalt von 3sat und ARTE als eigenständige Sender, und laden alle ein, entsprechende Initiativen zu unterstützen und zu verbreiten.
Dr. Alexander Scholz, Festivalleitung